Daniela Nuber-Fischer, die Leiterin der Sternenkindersprechstunde hat ein Interview mit dem Kursleiter Matthias Hesselmann geführt:
Matthias, du bietest am Haus der Familie einen Abend für Väter von Sternenkindern an. Wie bist Du dazugekommen?
Das war ein eher unkonventioneller Weg. Ich leite eine Praxis für Naturheilverfahren, Osteopathie und Traumatherapie. Und meine Frau ist Hebamme und auch in unserer Praxis tätig. Das heißt, ich arbeite schon lange mit Familien mit Kinderwunsch, mit Schwangeren, aber auch mit Familien, bei denen ein Kind gestorben ist. Ich arbeite in der Elternschule auch mit angehenden Vätern im Kontext von Geburtsvorbereitungskursen und merke, wie gut es den Männern tut, dass es um ihre Belange geht. Und es hat sich gezeigt, dass es auch einen Bedarf für Väter von Sternenkindern gibt. Männer trauern auch, aber manchmal anders als Frauen.
Was erwartet denn die Väter, die sich für den Abend anmelden?
Ich möchte den Vätern, die ein Kind so früh verloren haben, die Möglichkeit geben auf ihre eigene Art und Weise mit dem Geschehenen umzugehen. In der Paarbeziehung können Väter erleben, dass Ihre Partnerin vielleicht anders trauert. Aber es gibt kein Wertesystem, wer wie richtig oder falsch trauert. Das wichtigste ist vielleicht, dass jeder was sagen kann, aber keiner was sagen muss. Es soll eine Möglichkeit sein, dass die Väter sich mitteilen können. Gemeinsame, einschneidende Erfahrungen können verbindend sein.
Warum willst du mit den Männern “unterwegs” sein?
Ich bin sehr gerne in der Natur unterwegs. Das Schöne an der Bewegung in der Natur ist, dass man reden kann, aber man kann auch schweigen. Und schweigen, muss nicht bleiern sein, sondern es kann passend sein. Und manchmal ergibt sich auch ein Gespräch sofort und manchmal erst nach einiger Zeit, so wie es passt. .....
Wie nimmst du in deiner Arbeit in der Praxis die Trauer von Männern wahr? Mir wird immer die Frage gestellt, ob Frauen anders trauern als Männer? Was würdest du aus der männlichen Perspektive sagen?
Jeder trauert unterschiedlich. Jeder Mann, jede Frau. Jeder von uns hat seine eigene Geschichte. Manche habe vielleicht schon Erfahrungen mit Trauer oder Schicksalsschlägen gemacht. Für andere ist es das erste Mal. Und je nachdem welche Erfahrungen wir im Leben schon gemacht haben, wie wir gelernt haben, mit Gefühlen umzugehen, was wir für ein Typ sind, gehen wir anderes mit Trauer um. Und es gibt, wie Du schon gefragt hast, eine unterschiedliche Art zu trauern von Männern und Frauen. Das hat mit den Rollenbildern, wie Mann und wie Frau mit Trauer umgeht, zu tun. Häufig ist es so, dass Frauen offensichtlicher trauern: sie spüren die Trauer mehr und Frauen fällt es auch häufig leichter das anzusprechen. Männer sind dann mehr im Funktionsmodus, weiterzuarbeiten, die Familie zu ernähren, zu funktionieren. In diesem Fall kommt auch noch dazu, dass die Bindung unterschiedlich ist. Frauen sind mit ihrem Kind schwanger, erleben die körperliche Veränderungen durch die Hormone und konnten, je nachdem wann das Kind gekommen ist, das Sternenkind schon spüren. Die Väter konnten das noch nicht auf diese Art und Weise erleben. Bei Vätern kommt die Bindung erst später. Aber das heißt nicht, dass Männer deswegen nicht traurig sind.
Was würdest du Vätern von Sternenkindern sagen, die zögern, sich für so ein Gruppenangebot anzumelden?
Es gibt den Spruch geteiltes Leid ist halbes Leid. Es kann erleichternd sein in Kontakt mit anderen Männern zu sein, die wissen, wie es einem gerade geht. Ob dann sofort darüber gesprochen wird, oder ob man nur die Zeit miteinander teilt, muss zuerst mal gar nicht von Bedeutung sein. Und mal schauen was dann passiert.
Vielen Dank Matthias für das Gespräch!