Wir möchten heute gemeinsam überlegen, welche Auswirkungen unsere eigene Mediennutzung auf die Entwicklung unserer Kinder und die Beziehungsqualität zu ihnen hat.
Entscheidend dabei ist, dass wir uns bewusst machen, wie bedeutsam eine ungestörte Interaktion mit Bezugspersonen für Kinder sind: für die Bindungsentwicklung, den Umgang mit Gefühlen, die Entwicklung der Selbstständigkeit und des Selbstwertgefühls.Dieses „Bewusstwerden“ ist ein wertvoller Ausgangspunkt für die Reflexion des eigenen Mediennutzungsverhaltens in Anwesenheit der Kinder im Familienalltag.
Was das Baby oder Kleinkind am meisten braucht ist der Austausch und die Interaktion mit uns Bezugspersonen. Für eine gesunde Entwicklung braucht es viele Gelegenheiten mit Blickkontakt und ungeteilter Aufmerksamkeit zwischen Eltern und Kind. Nur dann lernen wir als Eltern feinfühlig auf die Bedürfnisse unseres Kindes zu reagieren. Diese Feinfühligkeit unserem Kind gegenüber ist die Basis für seine gesunde psychische, soziale und emotionale Entwicklung.
Doch wer gewinnt im Alltag die Aufmerksamkeit der Bezugsperson – Kind oder Smartphone?
Wissenschaftler prägten hierfür den Begriff „Technoference“, was eine Interference (Beeinträchtigung) durch Technology (digitale Medien) bezeichnet. Bezugspersonen sind dann Kindern gegenüber weniger aufmerksam und es finden weniger Interaktionen zwischen Kind und Bezugsperson statt.
Seit es Smartphones gibt hat sich dieser Effekt rasant vervielfältigt. Die kindlichen Bedürfnisse geraten leicht aus dem Blick und stehen teils sogar in Konkurrenz zur Smartphone-Nutzung. Wenn Eltern während gemeinsamer Zeit abgelenkt werden, kann dies zu Verhaltensauffälligkeiten und einem Gefühl der Vernachlässigung bei Kindern führen.
Auf den Ausgleich kommt es an: Wichtig ist, was das Kleinkind über den Tag verteilt erlebt. Verbringt es den Tag bei einer zugewandten Tagesmutter oder in einer pädagogisch engagierten Kita und kann nachmittags und abends noch wertvolle Quality Time mit Papa oder Mama erleben, so können 30 Minuten Tablet Spielen oder Peppa Wutz Gucken nicht schaden, wenn die Eltern Zeit zum Kochen oder mal einfach kurz Ruhe brauchen. Wird das Kind über sehr viele Stunden hinweg von weniger feinfühligen Fachkräften betreut und bekommt statt der elterlichen Aufmerksamkeit beim Abholen das Smartphone in die Hand gedrückt, so ist eher mit ungünstigen Auswirkungen auf seine Entwicklung und auch vor allem auf seine Beziehungsfähigkeit im späteren Leben zu rechnen.
Und nicht zuletzt sind Eltern Vorbilder für ihre Kinder. Kinder lernen in erster Linie durch Beobachtung und Nachahmung. Wie wir unseren Medienkonsum gestalten, übernehmen die Kinder oft unbewusst.
Handyfreie Zeiten z.B. beim Essen, Lesen, gemeinsamen Aktivitäten zeigen Kindern, dass Medien zwar ihren Platz haben, aber nicht überall und immer.