Trotz

  • Vor kurzem noch mein süßes Baby, liegt mein Kleinkind nun laut schreiend auf dem Boden und ‚will‘ etwas, das ich im Moment nicht kaufen oder erfüllen möchte.
    Tja, genau darum geht es in dieser Phase unserer Kinder: sie entdecken nämlich, dass sie eigenständige Menschen mit eigenem Willen, eigenen Ideen und eigenen Handlungen sind.

    Daher sprechen wir heute lieber von Autonomiephase als von Trotzphase, wie sie oft genannt wird. Denn es geht darum, dass sich das zwei- bis dreijährige Kind aus der kompletten Abhängigkeit von den Eltern zu einem mehr und mehr unabhängigen Individuum entwickelt. Und nicht darum, uns Erwachsene zu ärgern oder zu provozieren. Das Kind leidet selbst nämlich viel mehr als wir unter den noch nicht einzuordnenden Gefühlsausbrüchen.

    Im Alter von ca. 18 Monaten bis sechs Jahren erfahren Kinder wichtige Lern- und Entwicklungsschritte in einem so großen Tempo, dass sie nicht selten mit ihren Bewältigungskompetenzen an Grenzen stoßen. Was wir als Trotzanfall erleben, ist nichts anderes, als dass unser Kind fürchterlich traurig oder wütend über etwas ist, was gerade nicht so läuft, wie es sich das gewünscht hatte. Da es seine Gefühle aber noch nicht einordnen oder kanalisieren kann, steigert es sich in einen regelrechten „Gefühlsrausch“ hinein und für Eltern und andere Bezugspersonen ist es in diesen Momenten schwer, zu dem Kind durchzudringen.

    Jetzt gilt es, zunächst einmal Ruhe zu bewahren und ganz wichtig: Nichts persönlich zu nehmen!
    Was Ihr Kind jetzt nicht braucht, ist jemand, der es zusätzlich beschimpft und bestraft.
    Vielmehr braucht es Verständnis und Einfühlungsvermögen, jemand, der es unterstützt und tröstet. Nehmen Sie Ihr Kind in den Arm und helfen Sie ihm, die hinter der Trotzreaktion liegenden Gefühle zu benennen. Das fördert die emotionale Entwicklung des Kindes. Mit Sätzen wie zum Beispiel: „ich kann dich verstehen, du bist jetzt wütend“, oder „Deine Murmel ist weg, das macht dich jetzt traurig“, zeigen Sie Verständnis für das Verhalten Ihres Kindes.

    Wenn Ihr Kind sich beruhigt hat, können Sie ihm vielleicht eine angemessene Alternative anbieten. Zum Beispiel: "Die Leiter ist zu gefährlich, aber versuche es doch mal mit der Mauer dort..."

    Wenn wir es schaffen, unser Kind in dieser Phase mit Empathie und Feinfühligkeit zu begleiten, stärken wir sein Selbstbewusstsein und sein Selbstvertrauen.