Der Väterreport 2023 des Bundesfamilienministeriums zeigt, dass sich das Vaterbild in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt hat. Väter wünschen sich heute mehr Zeit mit ihren Kindern und streben eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit an. Rund die Hälfte der Väter möchte die Betreuung gern gleichberechtigt mit der Mutter teilen. In der Realität gelingt das jedoch deutlich seltener: Nur ein kleiner Teil der Familien lebt tatsächlich ein 50:50-Modell. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit besteht also weiterhin eine spürbare Lücke.

Gleichzeitig werden traditionelle Rollenbilder immer seltener. Die Vorstellung, dass der Vater hauptsächlich für das Einkommen verantwortlich ist, verliert an Bedeutung. Viele Väter möchten ihre Arbeitszeit reduzieren, um sich stärker in der Familienarbeit zu engagieren, was in der Praxis jedoch noch nicht immer einfach ist. In manchen Arbeitsumfeldern sind längere Abwesenheiten von Männern noch nicht selbstverständlich akzeptiert.

Familienfreundliche Arbeitsbedingungen und eine unterstützende Unternehmenskultur sind entscheidend, damit Väter ihre Vorstellungen umsetzen können. Viele Väter würden laut Bericht sogar den Job wechseln, wenn ein anderer Arbeitgeber mehr Vereinbarkeit ermöglicht. In den vergangenen Jahren hat sich hier bereits einiges verbessert.
Väter sind heute deutlich aktiver in der Betreuung als frühere Generationen. Die Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen, ist gestiegen, und viele geben an, sich noch intensivere Nähe zu wünschen. Auch der Anteil der Väter, die Elternzeit nehmen, wächst weiter. Mittlerweile bezieht fast jeder zweite Vater Elterngeld, allerdings oft nur für die üblichen zwei Partnermonate. Wenn Väter jedoch längere Elternzeiten nehmen, wirkt sich das positiv auf eine egalitärere Aufgabenverteilung in der Familie aus und natürlich in einer engeren Bindung zu den Kindern.

Um Unterschiede zwischen verschiedenen Vatergruppen sichtbar zu machen, stellt der Report fünf Vätertypen vor, die sich hinsichtlich Einstellungen, Lebenssituation und Rollenverständnis unterscheiden. Diese reichen von stark engagierten und gleichberechtigungsorientierten Vätern bis hin zu solchen, die eher traditionellen Rollenbildern folgen. Selbst bei modernen Vätertypen entspricht der Wunsch nach Gleichberechtigung nicht immer der tatsächlichen Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit.

Politisch setzt der Väterreport Impulse wie die geplante Familienstartzeit, die Vätern in den ersten Tagen nach der Geburt eine bezahlte Auszeit ermöglicht. Solche Maßnahmen sollen dabei helfen, von Anfang an eine partnerschaftliche Aufgabenteilung zu fördern und dem modernen Vaterbild auch strukturell Rechnung zu tragen.

Insgesamt zeigt der Väterreport 2023 ein klares Bild: Väter sind heute motivierter denn je, sich aktiv an der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder zu beteiligen und wollen mehr Zeit für Familie – doch gesellschaftliche und berufliche Rahmenbedingungen verhindern oft, dass diese Wünsche vollständig realisiert werden. Damit partnerschaftliche Modelle zur Realität werden, braucht es daher sowohl politische Unterstützung als auch Veränderungen in der Arbeitswelt.